Hallo Ihr Lieben,
in meinem Novemberbeitrag bleibe ich bei der Kunst, genauer bei der Kunstgeschichte. Denn ein persönlicher Gedanke, eine Zeichnung und ein besonderes Motiv, haben mich bewogen, etwas tiefer in dieses Thema einzusteigen.
Kaum ein anderes Motiv taucht in der Kunst so häufig auf, wie „Maria mit dem Kind“. Und doch ist jedes Bild anders, nicht nur im Stil, sondern auch in den Emotionen, die es vermittelt. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich Künstler im Lauf der Jahrhunderte dieselbe Szene gedeutet haben: Nähe, Schutz, Zärtlichkeit – immer wieder neu definiert. Jedes erzählt die gleiche Geschichte – und doch auf ganz eigene Weise. Das Faszinierende daran, in jeder Epoche wird dieses Motiv neu interpretiert, mal zart und himmlisch, mal leidenschaftlich, mal kantig und modern.



Ich habe mir drei Künstler angeschaut, die das besonders deutlich zeigen – Botticelli, Rubens und Picasso. Drei unterschiedliche Zeiten und drei völlig verschiedene Handschriften.
Botticelli – Zartheit und Ideal
Sandro Botticelli, geboren und gestorben in Florenz (1445-1510), einer der bedeutendsten Maler der italienischen Frührenaissance, malte neben anderen, die Madonna mit dem Kind und acht singenden Engeln. Bei ihm spürt man eine feine, fast poetische Ruhe. Seine Maria wirkt leicht, fast schwebend und die Linien sind weich und fließend. Alles scheint von innen heraus zu leuchten. Dieses zarte Blau ihres Mantels, die weiche Darstellung der Haut und die sanften Farbtöne im Hintergrund.



Seine Figuren haben etwas Ideales, fast Traumhaftes und doch bleibt Maria fast menschlich. Ihr liebevoller, vielleicht ein wenig trauriger Blick, ruht ganz in der Nähe des Kindes. Botticellis Kunst ist eine Einladung zur Stille, zur inneren Harmonie. Man spürt, dass er nicht nur malt, was er sieht, sondern was er fühlt.
Rubens – Fülle und Lebensenergie
Peter Paul Rubens, 1577 geboren in Deutschland, 1640 gestorben in Antwerpen, war einer der bedeutendsten Künstler des Barock – hoch angesehen sowohl in künstlerischen als auch in politischen Kreisen.
Und dann kommt Rubens – und alles wird lebendig. Seine Maria ist keine stille Heilige, sondern eine starke, sinnliche Frau. Warm und kräftig, voller Energie. Rubens zeigte ein Welt voller Dramatik und Bewegung – typisch für Barock.



Seine Bilder leuchten, sattes Rot, lebendiges Fleischrosa und strahlende Farben. Licht und Schatten tanzen über die Leinwand, alles scheint in Bewegung. Hier wird das Heilige nicht fern, sondern ganz nah gezeigt, als Teil des Menschlichen. Mutterliebe ist bei Rubens nichts Zartes, sondern eine kraftvolle Umarmung, ein Lebensgefühl.
Picasso – Abstraktion und Essenz
Pablo Ruiz Picasso, 1881 in Spanien geboren und 1973 in Frankreich gestorben, war ein spanischer Maler, Grafiker und Bildhauer. Seine Werke sind geprägt von einer erstaunlichen Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen und Techniken.
Bei Picasso also wird alles anders, aber das Gefühl bleibt unverändert spürbar. Er zerlegt Formen, vereinfacht Gesichter und spielt mit Linien und Farben. Und trotzdem erkennt man sie sofort, die Geste, das Halten, die Nähe.



Seine Farben sind keine „schönen Töne“ mehr, sondern Emotionen, kräftig, kontrastreich, manchmal auch surreal. Er malt nicht mehr das Sichtbare, sondern das Spürbare. Seine Maria ist keine Heilige, sondern eine Frau, die ihr Kind beschützt – mitten in einer modernen, komplexen Welt.
Wenn Kunst persönlich wird
Vielleicht ist das der Moment, in dem Kunst zu uns selbst spricht, wenn wir beim Betrachten merken, dass ein Motiv mehr bedeutet als Farbe und Form. Genau so ging es mir bei „Maria mit dem Kind“. Es hat mich irgendwie berührt und ich wollte meine eigene Version schaffen.
Mit Bleistift ganz reduziert und einem goldenen Heiligenschein als Symbol für das Licht, das in jeder Mutter-Kind Beziehung liegt. Während des Zeichnens wurde mir klar, warum dieses Motiv nie an Bedeutung verliert. Es geht um Liebe, Nähe und Menschlichkeit. Themen, die zeitlos sind und uns immer wieder begegnen, in der Kunst und im Leben.

Ein Blick nach innen
Vielleicht ist das auch das Geheimnis solcher alten Motive, sie verändern sich mit uns. Je nachdem, wie wir selbst fühlen, sehen wir etwas anderes darin, Ruhe, Kraft, Schutz oder Sehnsucht. „Maria mit dem Kind“ ist dann nicht nur ein Bild aus einer anderen Zeit, sondern ein Spiegel unserer eigenen Empfindungen.



Kunst lebt genau davon, dass sie uns berührt, weil wir uns in ihr wiederfinden. Vielleicht ist das der eigentliche Zauber, dass ein jahrhundertealtes Motiv immer wieder neu beginnt, sobald jemand hinschaut oder es zu Papier bringt.
Bleibt mir gewogen, bis zum nächsten Mal
Quellen: Sandro Botticelli- Medienarchiv Wikimedia Commons, Meisterdruck.de Fine Art, Kunstkopie.de 25 Jahre große Kunst
Peter Paul Rubens: Neron Art, handgemalte Ölgemälde, Medienarchiv Wikimedia Commons, JH Lacrocon
Pablo Picasso: Artsdot.com




