Fabeln – eine faszinierende und lehrreiche Gattung der Literatur

Hi Ihr Lieben,

heute werde ich Euch ein Thema näher bringen, das in vielen Kulturen der Welt eine bedeutende Rolle spielt – die Fabel.

Fabeln sind eine uralte Literaturgattung, die schon im frühen Altertum verbreitet war. Der Begriff „Fabel“ leitet sich vom lateinischen Wort „fabula“ ab, was so viel wie „Erzählung“, „Sage“ oder „Geschichte“ bedeutet. Fabeln sind kurze, meist lehrreiche Erzählungen in Versform oder Prosa. Ihre prägnante und leicht verständliche Form ermöglicht es den Lesern, die zugrunde liegenden moralischen und ethischen Lektionen schnell zu erfassen und zu verinnerlichen. Schon in der Antike waren Fabeln ein beliebtes Lehrmittel an Schulen, um ethische und moralische Grundsätze zu vermitteln.

Typisch für die Fabeln ist die Konzentration auf eine einfache, klare Struktur: Es gibt nur eine Haupthandlung, keine Nebenstränge und sie sind in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben. Sie spielen an keinem konkreten Ort und zu keiner bestimmten Zeit, was ihre universelle Gültigkeit unterstreicht. Im Mittelpunkt stehen Tiere, Pflanzen oder auch Gegenstände, die menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen annehmen. Diese Wesen sprechen, denken und handeln wie Menschen. Das Ziel jeder Fabel ist es, sowohl zu unterhalten, als auch eine Lehre zu vermitteln – am Ende der Geschichte steht stets eine Moral oder ein Denkanstoß.

Die Tradition der Fabel reicht weit bis in die Antike zurück. Einer der bekanntesten Fabeldichter ist Äsop, ein griechischer Sklave, der im 6. Jahrhundert v.Chr. auf der Insel Samos gelebt haben soll und dem eine große Sammlung von Fabeln zugeschrieben werden. .

Seine Fabeln wurden zunächst mündlich überliefert, bevor sie später niedergeschrieben wurden. Bis heute unterhalten und unterrichten sie Generationen von Lesern. In Europa erlangte der französische Dichter Jean de la Fontaine weltweite Bekanntheit durch seine Fabeln. Zu seinen berühmtesten Werken zählen „Der Rabe und der Fuchs“, „Die Grille und die Ameise“, sowie Stadtratte und Landratte“. Auch in Deutschland fanden Fabeln große Verbreitung, unter anderem durch Autoren wie Martin Luther, Hans Sachs, Gotthold-Ephraim Lessing und Christian Fürchtegott Gellert und viele andere.

Fabeln sind nicht nur unterhaltsame Geschichten, sondern auch ein kraftvolles Instrument zur Vermittlung von Werten. Oft kritisieren sie auf humorvolle Weise menschliche Schwächen und Fehler. Seit Jahrhunderten werden sie als Lehrmittel eingesetzt, um grundlegende ethische Prinzipien, insbesondere an Kinder, weiterzugeben. Typische Verhaltensmuster und Schwächen der Menschen werden dabei in Form von Tieren und ihren Handlungen dargestellt.

Ein Beispiel für den charmanten und ironischen Stil von Jean de La Fontaine ist seine Fabel „Der Rabe und der Fuchs“, in der Eitelkeit und Schmeichelei thematisiert werden. Auch Gotthold Ephraim Lessing, einer der bedeutendsten deutschen Fabeldichter, schrieb Fabeln, die zum Nachdenken anregen, wie zum Beispiel „Der Löwe und der Hase“, in der Mut und Klugheit eine wichtige Rolle spielen.

Doch Fabeln haben nicht nur die Literatur geprägt, sondern auch die Kunst. Maler, Bildhauer und Goldschmiede haben sich von den moralischen und symbolischen Inhalten der Fabeln inspirieren lassen. Fabelmotive wurden so auch auf visuellem Wege weitergegeben. Der berühmte Renaissance- Künstler Leonardo da Vinci war nicht nur ein Meister der Malerei, sondern auch ein begeisterter Fabelschreiber und -Zeichner. Übersetzt gibt es aktuell nur zwei Heftchen „Der Esel auf dem Eis“ und die ältere Version „Leonardo da Vinci, Fabeln“. Er liebte es, Tiere zu studieren und erschuf fiktive Fabelwesen in seinen Zeichnungen.

Auch der Künstler Marc Chagall leistete einen besonderen Beitrag zur Verknüpfung von Kunst und Fabeln.1926 erhielt er den Auftrag, die Fabeln von La Fontaine zu illustrieren. Diese Illustrationen wurden später in namhaften Galerien in Paris, Brüssel und Berlin ausgestellt. Die farbenfrohen, oft surrealistischen Darstellungen und auch die Radierungen von Chagall verliehen den alten Geschichten einen neuen visuellen Reiz und gaben den Fabeln eine zusätzliche Dimension.

Fabeln beeinflussen auch die moderne Kinder- und Jugendliteratur. Fantastische Tiere, wie Drachen, Einhörner oder Gestaltwandler sind zentrale Figuren in vielen Geschichten. Sprechende Tiere mit magischen Fähigkeiten werden zu treuen Freunden der Hauptfiguren und helfen, schwierige Aufgaben zu bewältigen. Neue Fabeln werden geschaffen, um zeitgenössische Themen zu behandeln und den moralischen Kern dieser Geschichten weiterzutragen.

Fazit: Fabeln sind ein faszinierendes und lehrreiches Genre der Literatur, das seit Jahrtausenden in fast allen Kulturen existiert. Sie haben nicht nur die Literatur, sondern auch die Kunst und unsere moralische Vorstellungskraft stark geprägt. Die universellen Weisheiten, die sie vermitteln, sind zeitlos und bleiben auch in der modernen Welt relevant. Durch die Verbindung von Text und Bild in der Malerei und anderen Kunstformen haben Fabeln einen bleibenden kulturellen Einfluss, der bis heute inspiriert und belehrt.

Selbstverständlich kann ich hier nur einen kleinen Einblick in die faszinierende Welt der Fabeln geben. Ihre zeitlose Weisheit und die Möglichkeit, durch tierische Protagonisten menschliche Schwächen und Stärken zu verdeutlichen, machen sie zu einem einzigartigen Genre. Ich hoffe, der Ausflug in diese Welt hat Euch gefallen und vielleicht sogar zum Nachdenken angeregt.

Bleibt mir gewogen – bis zum nächsten Mal….

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