Die Stoanernen Mandln im Sarntal – ein Ort zwischen Himmel, Kunst und Magie

Hoch über dem Sarntal, auf einem sanften Höhenrücken nahe dem Schöneck, erstreckt sich ein Ort, der wie aus einer anderen Welt wirkt: die „Stoanernen Mandln“. Eine Ansammlung von unzähligen Steinfiguren, die wie stille Wächter über Südtirol thronen. Umgeben von Lärchenwäldern, Wind und weitem Blick, zieht dieser Platz Wanderer und Naturfreunde gleichermaßen an.

Ein Ort mit Ausblick und Bedeutung

Schon der Weg dorthin ist besonders, wenn man von der Sarntaler Seite über die Sarner Skihütte, die Auener Alm und das Auener Joch aufsteigt, durchquert man stille Almen, Zirbenhaine und Hochweiden. Oben öffnet sich dann der Blick auf ein beeindruckendes 360-Grad-Panorama über die Dolomiten, das Etschtal bis weit über Bozen und den Alpenhauptkamm.

Mitten in dieser Kulisse erstreckt sich eine bizarre, menschengemachte Steinlandschaft. Dort stehen über hundert Figuren aus aufgeschichteten Steinen, einige klein und instabil, andere riesig aus großen Felsbrocken, die den Menschen überragen. Manche tragen Hüte aus flachen Steinen oder sind mit Zeichen und Zweigen geschmückt. Man fühlt sich, wie auf einem alten, vergessenen Ritualplatz – und das ist wahrscheinlich gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt.

Kunst in der Natur – lebendige Land Art

Was auf den ersten Blick wie ein Spiel aus Steinen wirkt, offenbart bei genauerem Hinsehen eine tiefere Dimension: die Stoanernen Mandln sind nicht nur geologische Kuriosität oder kulturhistorisches Rätsel, sie sind auch eine Form von Kunst in der Natur.

Jeder, der einen neuen Steinturm errichtet, wird Teil eines kollektiven, sich ständig wandelnden Kunstwerkes, das nie fertig ist. Es ist vergänglich, ortsgebunden und immer im Dialog mit Wind, Wetter und Licht. Dadurch entsteht eine wechselnde Kulisse. Die Natur wird zur Bühne, denn ein Sturm oder das Gewicht des Winters können ein Mandl wieder zu Einsturz bringen. Vielleicht ist es genau das, was diese Form von Kunst so besonders macht…. nichts ist ewig…

Die Geschichte von Kultplätzen und Aussichtspunkten

Die genaue Entstehung der Stoanernen Mandln bleibt im Dunklen – und das macht wohl auch ihren größten Reiz aus.

Vorchristliche Ursprünge?

Einige Historiker und Archäologen vermuten, dass das Plateau bereits in der Bronzezeit als Kultstätte genutzt wurde. Die exponierte Lage, die auffällige Form des Geländes und die Orientierung einiger Steinreihen geben Anlass zu dieser Theorie. In vielen Kulturen galten erhöhte Orte mit weitem Blick als Sitze der Götter oder Geister. Vielleicht galten die Stoanernen Mandln als Opferstätte, Sonnenobservatorium oder heiliger Treffpunkt. Die Anordnung und Ausrichtung einiger Steinmännchen deuten darauf hin, dass sie mehr als nur Wegmarken und Spielereien waren.

Wehrposten oder Hirtenzeichen?

Pragmatischer ist die These, dass der Ort im Mittelalter oder in der frühen Neuzeit als Wachposten diente. Einige Aufzeichnungen berichten, dass im 17. Jahrhundert dort Feuerstellen unterhalten wurden, um im Kriegsfall Signale weiterzugeben. Vielleicht waren sie einst Beobachtungsposten oder einfache Orientierungspunkte für Hirten, Jäger oder Soldaten, die die Gegend durchstreiften.

Doch wer dort oben steht, spürt, der Ort ist mehr als nur ein Aussichtspunkt.

Sagen, Mythen und Magie

Dieser Ort ist tief verwurzelt in der Volkskultur des Sarntals. Besonders die Vorstellung, das hier Hexen ihre nächtlichen Tänze abhielten, ist weit verbreitet. In alten Erzählungen heißt es, zur Walpurgisnacht – der Nacht vom 30.April auf den 01. Mai – versammeln sich Hexen und Geister auf dem Plateau und trieben ihre Rituale zwischen den Steinen.

Manche behaupten, dass die Stoanernen Mandln einst versteinerte Seelen seien – Menschen, die vom Himmel für ihre Sünden und ihren Unglauben bestraft wurden. Andere glauben, dass das Errichten eines neuen Steinmandls Glück und Schutz für seinen weiteren Weg bringt oder wer einen Stein mit nach Hause nimmt, Unglück erfährt.

Wiederum Andere bezeichnen den Ort als sogenannten „Kraftort“, ein Platz mit erhöhter Erdenergie, wie man sie z. B. auch von Stonehenge oder den Externsteinen kennt. Viele berichten von einem besonderen Gefühl, wenn sie dort oben verweilen, sei es Einbildung oder Realität, der Zauber des Ortes ist unbestreitbar.

Wo Legende und Landschaft sich treffen

Die Stoanernen Mandln sind kein gewöhnliches Wanderziel. Sie sind ein Ort, an dem Natur, Geschichte und Glaube ineinanderfließen – ein Ort, der still ist und dennoch Geschichten erzählt. Wer dort oben steht, zwischen Himmel, Stein und Wind, kann es vielleicht selbst spüren, dieses unsichtbare Band zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Mensch und Berg, zwischen Realität und Mythos. Denn es sind nicht einfach nur Steine – dieser Ort ist von einer geheimnisvollen Aura umgeben….

Vielleicht errichtest Du auch selbst ein Mandl und hinterlässt deine Spur an diesem besonderen Platz. Ich bin sicherlich nicht zum letzten Mal dort oben gewesen und werde irgendwann auch ein Mandl errichten……

Ich hoffe, ich habe auch Euch ein wenig Magie vermitteln können, dann bleibt mir gewogen bis zum nächsten Mal.

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