Hi Ihr Lieben,
es ist wieder an der Zeit, Euch einen Ort vorzustellen – ein Kulturdenkmal, das mich sehr beeindruckt hat. Hoch über dem Etschtal, nahe dem kleinen Ort Spiazzi, im östlichen Bergland des Gardasees, liegt einer der außergewöhnlichsten Wallfahrtsorte Norditaliens: das Santuario Madonna della Corona.
Fast scheint es, als sei die Kirche direkt aus dem Felsen gewachsen. Wer sich auf den Weg dorthin macht, spürt schnell, dieser Ort ist mehr, als nur ein religiöses Ziel. Es ist ein Ort voller Stille, ein Kunstwerk aus Natur, Glaube und Geschichte und menschlichem Tun.



Ein Ort mit langer Geschichte
Die Wurzeln der Madonna della Corona reichen weit zurück. Erste Hinweise auf eine Einsiedelei oder kleine Kapelle an diesem abgeschiedenen Ort lassen sich bereits um das Jahr 1000 vermuten. Ab dem 13. Jahrhundert wurde die Stelle zunehmend als Rückzugsort für betende Einsiedler genutzt.
Die eigentliche Verehrung der Madonna geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Um 1430 entstand an der Stelle der heutigen Kirche eine erste kleine Wallfahrtsstätte, die später mehrfach erweitert wurde. Einer alten Legende zufolge wurde das Gnadenbild der Madonna auf wundersame Weise aus Rhodos hierher gebracht – eine Erzählung, die die spirituelle Bedeutung des Ortes bis heute prägt.

Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Kirche zu einem bekannten Ziel für Pilger, vor allem aus dem Veneto und dem Trentino. Die heutige Gestalt mit ihrer neogotischen Fassade stammt aus dem 19. Jahrhundert, als der Bau grundlegend umgestaltet und vergrößert wurde. Trotz der Erweiterungen blieb die besondere Verbindung zur Felslandschaft stets erhalten, sowohl baulich als atmosphärisch.



Ein architektonisches Juwel inmitten der Natur
Die Wallfahrtskirche ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Architektur mit der Landschaft verschmelzen kann. Teile des Baus wurden direkt in die steile Felswand integriert. Besonders markant ist die neogotische Fassade mit ihren klaren Linien, die sich scheinbar schwerelos an den Berg schmiegt.



Im Inneren der Kirche finden sich Kunstwerke aus verschiedenen Epochen. Hervorzuheben ist eine Marienstaue aus dem 14. Jahrhundert, die als zentrales Gnadenbild verehrt wird. Die schlichte Würde des Innenraums und der Kontrast zwischen Fels, Licht und sakraler Kunst, schaffen eine ganz eigene Atmosphäre.



Naturdenkmal & Kraftort – der Weg durch die Schlucht
Der Weg zur Kirche ist bereits ein Erlebnis für sich. Besonders eindrucksvoll ist der alte Pilgerweg, der sich von Brentino Belluno durch Wälder und über schmale Pfade bis zur Kirche schlängelt. Entlang des Weges sind 14 Kreuzwegstationen aufgestellt, die nicht nur religiöse Symbolik vermitteln, sondern auch künstlerisch und landschaftlich beeindrucken. So kennt man es auch von anderen Kreuzwegen. Die ganze Gegend wirkt wie ein uraltes Naturdenkmal, das seine eigene Sprache spricht.



Ich selbst habe mich für den Weg von Spiazzi aus entschieden. vorbei an 15 lebensgroßen Bronzestatuen, geschaffen vom veronesischen Architekten Raffele Bonente. Diese wurden in den 1970er Jahren während der Umbauarbeiten angelegt. Sie sind ein Teil des Kreuzweges, der von Spiazzi aus zur Kirche führt. Dieser Weg ist größtenteils asphaltiert und führt in Serpentinen bergab. Auf dem Weg befindet sich auch eine in den Fels gehauene Höhle, die eine Darstellung des Jesusgrabes enthält.



Spiritualität in der Landschaft – warum solche Orte berühren
Der Ort selbst – umgeben von steilen Felswänden und mit weitem Blick ins Tal – wirkt wie ein natürliches Heiligtum. Die Verbindung von Natur, Stille und spiritueller Atmosphäre macht die Madonna delle Corona zu einem Ort der Einkehr, aber auch der künstlerischen Inspiration. Viele Besucher erleben hier eine besondere Form der inneren Ruhe.



Ein Ort für eigene Entdeckungen
Ob aus spirituellem Interesse, aus Liebe zur Natur oder als kunsthistorisches Ziel – die Madonna della Corona bietet viele Zugänge. Wer den Ort besucht, nimmt meist mehr mit, als nur Fotos : Eindrücke, Gedanken, vielleicht sogar Skizzen oder Texte entstehen hier fast von selbst.

Für mich ist dieser Ort ein Beispiel dafür, wie Kunst und Natur sich gegenseitig erhöhen können. Die Madonna della Corona ist nicht nur ein Wallfahrtsort, sondern ein lebendiges Symbol für die Kraft der Landschaft.
Ich hoffe, ich konnte Euch ein wenig von der Magie vermitteln, die von diesem Ort ausgeht…
Bleibt mir gewogen bis zum nächsten Mal





Sehr schön geschrieben. Wunderschöne Bilder. Danke liebe Dagmar fürs mitnehmen und führen.
Dankeschön liebe Petra, sorry die Verspätung
Immer gerne…