Hallo Ihr Lieben,
wir sind gerade von einem wunderbaren Urlaub auf Sardinien zurückgekommen und da liegt es nahe, ein wenig darüber zu berichten.
Wir waren mit dem Auto unterwegs und haben zweimal übernachtet. Einmal in Höhe Verona, das zweite Mal in Pisa. Ein absolut lohnender Ausflug: Der Turm ist immer noch schief, was nicht an den 39 °C an dem Tag lag. Nach der Erneuerung des Fundamentes darf man ihn aber wieder besteigen; er zieht immer noch Massen von Touristen an.
Mit der Fähre ging es dann von Piombino weiter auf die Insel, zwar mit gut zwei Stunden Verspätung, aber wir hatten ja Urlaub.
Der Tatendrang am nächsten Tag war groß, zumal wir in unserer wunderbaren Unterkunft ein hervorragendes Frühstück bekamen.
Um nun die Beschreibung der einzelnen Standorte unserer Rundreise nicht langatmig werden zu lassen, gebe ich hier nur einen kleinen Einblick über die Schönheiten der Insel.
Sardinien, die zweitgrößte Insel im Mittelmeer, ist ein einzigartiges Paradies, das Geschichte, Kultur und atemberaubende Natur miteinander verwebt. Das spiegelt sich auch in der Hauptstadt Cagliari wieder, wo zahlreiche Spuren der bewegten Vergangenheit noch erhalten sind.
Die Geschichte Sardiniens reicht bis in die prähistorische Zeit zurück, wie die beeindruckenden Nuraghen, die Gigantengräber und die Brunnenheiligtümer bezeugen. Diese antiken Bauwerke sind Wahrzeichen der Insel und spiegeln die bewegte Vergangenheit wieder. Selbstverständlichen haben wir einige der Bekanntesten besucht.
Nuraghen sind Turmbauten der Bonnanaro-Kultur (2200-1600 v. Chr.) und der nachfolgenden Nuraghenkultur (1600-400 v. Chr.) Es gibt sie in baulicher Vielfalt. Diskutiert wird eine Nutzung als Kultstätte, Grabanlage und neuerdings als Wohn- und Befestigungskomplex.
Hier zwei gut erhaltene Beispiele: Il Nuraghe Losa und Il Nuraghe Santu Antine di Torralba
Gigantengräber sind die größten pränuraghischen Kultanlagen auf Sardinien. Ihr Aussehen ähnelt großen Felsengräbern. Ich zeige hier nur stellvertretend das „tomba dei giganti Coddu Ecchju“.
Kulte um Quellen oder Brunnen gehören sicherlich zu den ältesten religiösen Praktiken der Menschheit. Allein auf Sardinien gibt es noch etwa 40 bronzezeitliche Brunnenheiligtümer. Eines der schönsten ist jedoch das Brunnenheiligtum von Santa Christina, wo vor etwa 3000 Jahren präzise Quader aus dem Basaltgestein gehauen und in einer ingenieurtechnischen Meisterleistung dieses Heiligtum erbaut wurde.
Die sardische Kultur ist geprägt von einer starken Bindung zur Natur und einer einzigartigen Sprache, dem Sardischen. Diese begegnet einem an den Ortsschildern, die immer in zwei Sprachen ausgeschildert sind.
Die Einheimischen sind stolz auf ihre Bräuche und Traditionen, die sich in der Musik, dem Tanz und der Küche widerspiegeln.
Die Natur Sardiniens ist atemberaubend. die Küstenlinie erstreckt sich über viele Kilometer und bietet einige der schönsten Strände Europas.
Die Costa Smeralda im Nordosten, wo sich auch der Jetset trifft, ist berühmt durch ihre kristallklaren Gewässer. Dort befinden sich auch die zerklüfteten Granitkämme der Gallura. Wind und Wetter haben im Laufe der Zeit , wie von Künstlerhand, bizarre Felsformationen herausmoduliert.
Im Landesinneren findet man spektakuläre Berglandschaften, darunter das Dach der Insel, den einsamen Gennargentu mit fast 2000 m Höhe, der höchste Punkt der Insel. Weiter östlich das wilde Kalksteingebirge des Supramonte mit seinen imposanten Felswänden, dicht bewaldeten Hängen und felsigen Talschluchten, darunter der Canyon de Goruppu, der tiefste Canyon Europas.
Sardinien gehört zur mediterranen Vegetationszone mit heißen, trockenen Sommern und milden, feuchten Wintern. Es sprießt also ein dichter Buschwald bis zu 5 Metern Höhe, der so manchen Hügel wie ein undurchdringlicher Pelz bedeckt. Die Pflanzen begnügen sich mit dem sehr kargen Boden und sind dennoch üppig und farbenfroh.
Die Sarden waren eine Hirtenkultur, sodass das Essen bodenständig und deftig war.
Gebratenes Spanferkel, Porccheddu genannt, Ziegen- und Lammfleisch, frischer Fisch und Meeresfrüchte, duftende Kräuter und hervorragende Weine sind nur einige kulinarische Highlights. Bekannt ist auch das Pane Karasau, dünnes, geröstetes Fladenbrot und natürlich Käse, am bekanntesten der Schafskäse, Pecorino.
Hervorzuheben ist auch die Geschichte Sardiniens, die reich an kulturellen Einflüssen und Ereignissen ist; hier eine Kurzfassung:
Seit Beginn der Jungsteinzeit (6000-2800 v. Chr.) ist Sardinien dauerhaft von Menschen besiedelt.
Die Frühgeschichte ist geprägt von den – schon oben erwähnten – mysteriösen Nuraghen. Diese einzigartigen Strukturen sind Zeugen einer hoch entwickelten, aber rätselhaften prähistorischen Zivilisation. Es stehen über 7000 – auch Kleinere -Nuraghen auf der Insel.
Die schönste und spektakulärste Kirche steht im Nordwesten Sardiniens in der Nähe von Sassari und sollte hier auch noch erwähnt werden. Dieses Gebiet war schon immer heilig, denn die Kirche wurde in mehreren Phasen auf den Ruinen eines früheren Heiligtums erbaut. 1112 ging sie an die Kamaldulenser Mönche, die sie mit toskanischen Architekten vergrößerten.
Santissima Trinita di Saccargia oder Heilige Dreifaltigkeit von Saccargia
In dem Zusammenhang ist Castelsardo noch erwähnenswert. Eine alte Trutzburg, die im Mittelalter jahrhundertelang eine unbezwingbare Festung war.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde Sardinien von verschiedenen Völkern erobert und beherrscht. Die Phönizier, Punier, Römer, Vandalen, Byzantiner und auch die Araber hinterließen dort ihre Spuren. Im Jahre 1323 wurde Sardinien Teil des Königreiches Aragon und wurde dann von Spanien regiert.
Im 18.Jahrhundert wurde es an das Haus Savoyen übertragen und so Teil des Königreiches Sardinien / Piemont. Im 19. Jahrhundert spielte Sardinien eine wichtige Rolle bei der Vereinigung Italiens und wurde dann 1861 ein integraler Bestandteil des neuen Königreiches Italien.
Während des zweiten Weltkrieges war Sardinien ein strategisch wichtiger Standort, der von deutschen und alliierten Truppen umkämpft wurde.
Nach dem Krieg erlebte die Insel einen wirtschaftlichen Aufschwung, insbesondere Bergbau und Landwirtschaft. In den letzten Jahrzehnten hat dann der Tourismus bedeutenderen Einfluss auf die Inselwirtschaft gehabt.
Die Geschichte Sardiniens ist geprägt von kultureller Vielfalt und einem wechselvollen Schicksal. Die Einflüsse verschiedener Völker haben eine einzigartige Identität geschaffen, die sich in Sprache, Bräuchen und der Architektur widerspiegelt.
So könnte ich noch ganz viele interessante Orte benennen, nur würde das hier den Rahmen sprengen. Diese sogenannte „vergessene Insel“, weil sie erst 1960 vom Tourismus überfallen wurde, wird uns in wunderbarer Erinnerung bleiben..
Im zweiten Teil werde ich Einiges zum Thema Kunst auf Sardinien berichten.
Bis zum nächsten Mal …
Bleibt mir gewogen